Österreichische Campagnereiter

Geschichte

Geschichte. Präsident Dr. mont. h.c. Dr. Hans von Lauda auf Hirondelle.
Präsident Dr. mont. h.c. Dr. Hans von Lauda auf Hirondelle.

Als traditionsreichste reiterliche Vereinigung Österreichs (Gründungsjahr 1872), ja als einer der ältesten Sportvereine des Landes, sind wir bis heute vor allem der Förderung ambitionierter Nachwuchsreiter verpflichtet. Rund 500 Mitglieder nutzen heute den Service der Österreichischen Campagnereiter-Gesellschaft. Eine Vielzahl bekannter Pferdesportler ist aus dieser Interessensgemeinschaft hervorgegangen und widmet sich heute mit viel Engagement der Zukunft des Reitwesens.

Die ÖCRG beherbergt alle Reitsportler bzw. Freunde des Pferdes, die nicht unmittelbar in einem lokalen Verein fest verankert sein wollen. Als Vorgänger- und Gründungs-Organisation des jetzigen "Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich" agiert auch die ÖCRG bundesweit.

Die 1872 erfolgte Gründung geschah, um die zahlreichen reitsportlichen Bewerbe in der gesamten Monarchie nach einheitlichen Grundsätzen zu organisieren, die Leistungen vergleichbar zu machen und vor allem, um ein nach klassischen Grundsätzen gut ausgebildetes Campagne-Pferd zu erreichen. Die wesentlichen Verfechter dieser Grundsätze, die Grafen Dénes Széchényi und Emil d’Orsay wurden damit die Gründer.

Die ursprüngliche Vereinsbezeichnung lautete:
 "Gesellschaft zur Prämiirung gut dressierter Campagne-Pferde".

1873 wurde, unter Präsidentschaft von Oberst Graf Nicolaus Török, das erste Preisreiten organisiert. Damit wurde praktisch dem großen Rennsport, der ein absolutes Privileg des Hochadels und der großen Finanziers war, ein Pendant für die aktiven Campagne-Reiter gegenübergestellt.
 Das erste Reglement konzipierte Oberst Christian Freiherr von Oeynhausen, eine unbestrittene Autorität des Reitwesens und u.a. Leiter des Militärreitlehr-Institutes in der Wiener Ungargasse.

Die Liste der Proponenten dieser Vereinsgründung liest sich wie das "Who is who" der großen Gesellschaft: u.a. KH Alexander Herzog von Würtenberg (erster Präsident und Vorgänger von Oberst Graf Nicolaus Török), Graf Ladislaus Batthyany, Graf Ernst Esterhazy, Graf Tassilo Festetic, GM Graf Nikolaus Pejacsevich, Fürst Artur Rohan, Freiherr Victor Wenckheim etc.

1878 erfolgte schließlich eine wesentliche Änderung des Vereinsnamens:
"Gesellschaft zur Prämiirung guter Campagne-Reiter in Wien".

In den vielfältigen Ausschreibungen zu den begehrten Preisreiten wurde besonders auf die unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen den zivilen Reitern und den Offizieren der Kavallerieregimenter geachtet. Nach dem ersten Preisreiten, das am 25. April 1873 zu Pressburg abgehalten wurde, wechselte man nach Wien. Ab 1874 (26. Mai – Krieau) gab es dazu einen speziellen Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers – der "Kaiserpreis" war geboren, und bis zum großen Krieg blieb die Krieau absoluter Mittelpunkt des reiterlichen Lebens in der Monarchie.

Die Krieau, von den Resten der Weltausstellung gesäubert, wurde 1880 zu gleichen Teilen der Gesellschaft und dem Wiener Trabrennverein für Vereinszwecke gemeinschaftlich überlassen. Der Erste Weltkrieg unterbrach die erfolgreiche Entwicklung der Reiterei abrupt. Erst 1921 konnte in Zusammenarbeit mit der Wiener Reitervereinigung wieder mit der Organisation von Reitveranstaltungen begonnen werden. Die berittene Polizei und ab 1926 auch das Bundesheer konnten dabei dominieren.

Die Olympiaden 1924 (Paris)und 1928 (Amsterdam) brachten sehr gute Leistungen unserer Vertreter: General A. v. Pongracz und Hptm. D. v. Sekullic sind noch heute Begriffe der älteren "Reitersemester".
 Die Turniere wurden nunmehr auf den Poloplatz in der Freudenau verlegt. Dort, wo heute der noble Golfklub residiert, präsentierte Mjr. Alois Podhajsky seinen Nero, auf dem er 1936 in Berlin die Bronze-Medaille im Prix de Dressage gewann.

Unter der Präsidentschaft von Fürst Ulrich Ferdinand Kinski (1930-1937) wurden die österreichischen Pferdesportvereine schließlich zusammengelegt: Die Wiener Reitervereinigung und der Wiener Rennverein wurden mit der Gesellschaft zu einer "Österreichischen Renn- und Campagnereiter-Gesellschaft" zusammengeführt.

Der Zweite Weltkrieg führte natürlich wieder zu einem völligen Erliegen der Reiterei in Wien: die vielen Opfer, die der Krieg gefordert hatte, die zerstörten Anlagen, der fehlende Pferdebestand, die knappen finanziellen Möglichkeiten. Doch der Mut zum Wiederaufbau war auch in der Reiterei vorhanden. Nach Obstlt. T.Weithofer (1945- 1948) übernahm Dr. mont.h.c. Dr. Hans Lauda die Präsidentschaft. Und wenn man die Jubiläumsschriften dieser altehrwürdigen Gesellschaft aus 1952 (80-Jahre), 1962 und 1992 studiert, findet man eine riesige Menge stolzer Aktivitäten, die den exzellenten Ruf, den Österreichs Reiterei immer genoß, in die Neuzeit begleiteten.

Die Anpassung der Sportgesetze in den einzelnen Bundesländern und das Bestreben, alle vorhandenen Kräfte optimal zu sammeln, führte, wie einst unter Fürst Ferdinand Kinsky, zu einer Gesamtorganisation, dem Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich. Von Dr. R. Nemetschke, der diese Neuorganisation führte, und KR Rudolf Haas übernahm Prof. Dr. h.c. Manfred Mautner Markhof im Jahr 1987 die Leitung des Bundesfachverbandes und 1967 die Präsidentschaft der Österreichischen Campagnereiter-Gesellschaft, die er bis zu seinem Tode im Jänner 2008 innehatte.


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